Wie werden die Rohstoffe auf Polyolefinbasis für unsere Verpackungen hergestellt?
Neben dem LDPE, dem LLDPE und dem HDPE sind heute weitere Polymerisate des Ethylens auf dem Rohstoffmarkt verfügbar, deren Eigenschaften vor allem in Abmischungen sehr interessant sind. Weiterhin kennen wir heute verschiedene Polymerisationsverfahren, zu dem beispielsweise auch das Polymerisieren mit dem Metallocen-Katalysator gehört. Zur Herstellung von Kunststoffen gewinnt man durch die Naphtha-Crackung vor allem die Hauptprodukte Ethylen und Propylen. Aus 100 % Naphtha erhält man ca. 30 % Ethylen und 15 % Propylen. Weiterhin ist das mit ca. 10 % anfallende Buten bzw. Isobutylen für die Kunststofferzeugung interessant.
1) Die wichtigsten PE-Strukturen und Copolymerisate
Die Produkte aus dem Röhrenreaktor zeichnen sich aus durch gute Optik, Ausziehfähigkeit und Wirtschaftlichkeit bei der Herstellung. Der Reaktorumsatz liegt bei max. 35 %. Die Energieausnutzung ist gut.
Die Produkte aus dem Autoklavreaktor zeichnen sich aus durch gute Spannungsriß-Beständigkeit, geringer neck-in (Beschichtungsware), aber auch durch eine ungünstige Wirtschaftlichkeit bei der Herstellung. Der Reaktorumsatz liegt bei max. 20 %. Die Energieausnutzung ist schlecht.
Kettenstruktur des LDPE´s
a) Ziegler-Natta-Verfahren (Titanhalogenide, Titanester und Aluminiumalkyle) und
b) Phillips-Verfahren (Chromoxydkatalysatoren). Die exotherme Polymerisation läuft bei einem Druck um 100 bar ab. Die Kettenstruktur ist daher relativ gleichmäßig, linear und weist unkontrolliert wenige kurze Seitenketten auf.
Verfahrenstechnisch unterscheidet man weiterhin noch zwischen
– Suspensionsverfahren (Slurry-Verfahren)
– Lösungsverfahren (Solution-Verfahren) und
– Gasphasenverfahren
Kettenstruktur des HDPE´s
Man unterscheidet nach dem Comonomer
– Buten
– Hexen
– Octen
Und der Dichte
– ULLDPE, Dichtebereich 0,890 bis 0,900 g/cm³
– VLLDPE, Dichtebereich 0,900 bis 0,916 g/cm³
– LLDPE, Dichtebereich 0,916 bis 0,925 g/cm³
– MDPE, Dichtebereich 0,925 bis 0,940 g/cm³
Kettenstruktur des LLDPE´s
Die Durchstoß- und Reißfestigkeit sowie die Flexcrack- und Siegeleigenschaften sind gegenüber LDPE und HDPE wesentlich höher.
Metallocen-Katalysator
Die wesentlichen Vorteile sind:
– Enge Molekulargewichtsverteilung (gleich lange Ketten)
– Definierte Seitenkettenlänge und -struktur
– Geringere Anteile von niedermolekularen Teilchen und daher geruchs- und geschmacksarm (beste Sensorik unter den PE`s)
– Sehr hohe Durchstoßfestigkeit
– Sehr gute Flexcrack-Eigenschaften
– Sehr hohe Mechanik wie Reiß- und Weiterreißfestigkeit
– Hervorragende Siegeleigenschaften
– Früher Siegelbeginn
– Siegelung durch kontaminierte Siegelmedien
– Sehr gute Optik (Transparenz und Glanz)
Aufgrund der geringen niedermolekularen Anteile liegt die “kalt-Heptan-extrahierbare“ Menge unter dem LLDPE sowie dem LDPE. Das FDA-Limit wird weit unterschritten. Die Permeationswerte bei gleicher Dichte sind durch die höhere Kristallinität niedriger. In der Praxis kommen aber wesentlich niedrigere Dichten zum Einsatz, was zu einer höheren Permeation führt.
Die Nachteile sind:
– Die Folien werden mit abnehmender Dichte klebrig und stumpf. Es werden daher wesentlich größere Mengen an Gleitmittel benötigt, um die gleiche Gleitreibung wie bei einem LLDPE gleicher Dichte zu erzielen.
– Hohe Rohstoffkosten
– Schwierige Verarbeitbarkeit
– Hohe mechanische Belastung an Extrudermotor und Schnecke
– Enges Siegelfenster
Das Eigenschaftsbild liegt zwischen dem VLDPE und dem Metallocen-PE.
Die Dichte ist abhängig vom VA-Gehalt und liegt bei 0,925 g/cm³ mit 5 % VA, bei 0,930 g/cm³ mit 18 % VA und bei 0,960 g/cm³ mit 40 % VA (nicht als Blownfilm). Wichtig hierbei ist, daß sich die Steifigkeit – im Gegensatz zu anderen Folien – umgekehrt proportional zur physikalischen Dichte verhält.
EVA-PE-Copolymere sind sehr schweißfreudig, besitzen einen frühen Siegelbeginn und verleihen der Folie eine gewisse Weichheit und Klebrigkeit. Der Hot-Tack ist gegenüber LDPE deutlich verbessert, erreicht aber den des LLDPE‘s nicht.
2) Die wichtigsten Kennwerte für die Herstellung von Folien
Eine Erhöhung der Dichte bedeutet:
– Zunahme der Festigkeit
– Zunahme der Steifigkeit
– Zunahme der Härte
– Zunahme der Warmformbeständigkeit
– Zunahme des E-Moduls
– Zunahme der chemischen Resistenz
– Zunahme der Transparenz (in den meisten Fällen)
– Erhöhung der Blasenstabilität
– Abnahme der Permeabilität
– Abnahme der Löslichkeit
– Abnahme der Quellbarkeit
– Abnahme der Schockfestigkeit (Verschlechterung der Flexcrack-Eigenschaften)
– Abnahme der Durchstoßfestigkeit
– Abnahme der Schweißfreudigkeit
Nicht verändert werden
– Fließfähigkeit
– Glanz
Eine Erhöhung des MFI bedeutet:
– Zunahme der Fließfähigkeit
– Zunahme der Permeabilität
– Zunahme der Löslichkeit
– Zunahme des Glanzes
– Abnahme der Härte
– Abnahme der Steifigkeit
– Abnahme der Siegelnahtkraft
– Abnahme der Hot-Tack-Kraft
Je nach Rohstofftype, Foliendicke und Anlagenausstattung sind für die Herstellung der Folie bestimmte Größen einzuhalten. So sollte bei Dicken unter 50 µ MFI 2,0, zwischen 50 µ und 100 µ MFI 1,0/0,7 und über 150 µ MFI 0,3 verwendet werden.
Aus einer engen Molekulargewichtsverteilung resultiert ein enger Schweißbereich. Viele Ketten besitzen die gleiche Molmasse und schmelzen gleichzeitig. Im DSC ergibt sich ein starker, exakter Ausschlag (spitzer Berg). Eine breite Molekulargewichtsverteilung hingegen läßt eine Schweißung in weiten Temperaturbereichen zu. Nur wenige Ketten besitzen die gleiche Molmasse. In der gesamten Aufschmelzphase liegen geschmolzene und ungeschmolzene Teilchen vor. Das DSC zeigt eine allmählich ansteigende Kurve (flacher Berg).
3) Optische Eigenschaften, Transparenz, Glanz
Um einen hervorragenden Glanz zu erhalten, muß ein hoher MFI oder Abmischungen davon verwendet werden.
4) Abmischungen
5) Vorteile der Coextrusion
6) Die Verwendung der wichtigsten Additiven
1) Ölsäureamid, kurz „ÖSA“ und
2) Erucasäureamid, kurz „ESA“.
Beide besitzen eine gewisse Löslich- und Unlöslichkeit im PE. Daher haben sie das Bestreben an die Folienoberfläche zu dringen und verringern dadurch den Reibungscoeffizienten der Folie. ESA besitzt eine längere Molekularkette und ist daher stabiler und wirkungsvoller. ÖSA wird heute mehr und mehr durch das ESA abgelöst.
Die Wirkung des Gleitmittels tritt erst einige Stunden nach der Extrusion der Folien ein. Hierbei muß man davon ausgehen, daß zunächst die gleiche Gleitmittel-konzentration in der Folie vorliegt. Allmählich drängt der PE-unlösliche Teil des Gleitmittels an die Folienoberfläche und benetzt diese. Es ist daher völlig normal, daß eine dickere Folie bei gleichem Gleitmittelgehalt mehr Gleitmittelteilchen an der Folienoberfläche anlagern kann und daher auch gleitender wird. Ist die gesamte Oberfläche benetzt, hat man die Sättigungsgrenze erreicht. Eine weitere Abnahme des Reibungscoeffizienten ist dann nicht mehr möglich. Bei Überschreitung dieser Grenze können jedoch Probleme mit Kaschierkleber (Polyharnstoffbildung) entstehen. Als Anhaltspunkt kann folgende Faustformel benutzt werden:
– LDPE 20.000 / Foliendicke = ppm ESA
– LLDPE 25.000 / Foliendicke = ppm ESA
– VLDPE 30.000 / Foliendicke = ppm ESA
– mLLDPE 35.000 / Foliendicke = ppm ESA
Das bedeutet: Zum Beispiel bei einer LLDPE-Kaschierfolie mit einer Foliendicke von 100 µ sollten 250 ppm ESA nicht überschritten werden, bei der gleichen Folie in 25 µ sind jedoch 1000 ppm erlaubt.